Vor dem Start



Mit Incredible auf dem Weg nach Chantilly

Günther Schmidt



Ich bin gerade unterwegs.

Mit meinem eigenen Pferd INCREDIBLE. Nach Chantily, wo er morgen zum ersten Mal läuft.

Also der lange Weg von meinem aussuchen des Deckhengstes, in dem Fall ULYSSES, mit einer Stute, die mir sehr, sehr viel bedeutet PHEDRE.

PHEDRE habe ich 2016 in einem Bieterduell gegen  Holger Faust für € 19000,- ersteigert.

Es war ein absoluter Glücksgriff. Sie musste ein bisschen physiotherapeutisch behandelt werden und hat dann im Jahr 2017 für uns, sage und schreibe, mehr als € 70000,- verdient.

PHEDRE ist dann 2019 erstmalig zum Hengst gegangen - zu NEW APPROACH. Das Produkt haben wir als Fohlen verkauft.

2020 ist sie dann zu ULYSSES gegangen. Aus dieser Trächtigkeit resultiert INCREDIBLE, der jetzt eben auf meinem LKW steht. In England, in Northmore Stud / Newmarket geboren.

Ich hätte es nicht für möglich gehalten, dass dieser Name frei war. Genau an dem Tag als ich den beantragt, habe lief die Sperre auf den Namen ab und deswegen steht da - INCREDIBLE GB - Züchter: taxi4horses

"Vier-horses" sagt immer Bruno Faust und der darf das, weil er sicherlich der beste Züchter Deutschlands ist.

INCREDIBLE ist im Training bei Marian Falk Weißmeier in Krefeld.

Und morgen um 11:20 Uhr startet er. Zum ersten Mal.

Er soll während des Cagnes Meetings laufen und deswegen ist das morgen ein Probelauf, wo wir stehen, ob es Sinn macht.

Ja, die ganzen Träumereien und Visionen werden morgen jedenfalls zu großen Teilen Realität.

Es wird immer noch die eine oder andere Ausrede geben, aber morgen werden wir wissen, wo der sprichwörtliche Hammer hängt.

Er ist ein kleines Pferd in der Statur aber mit ganz großen Herz! - Das hat er von seiner Mutter.

Ich bin so gespannt wie ein Züchter nur sein kann.

Ich führe ihn dann morgen wieder selber.

Selbst gezogen und selbst transportiert, das ist das was es ausmacht.



100 Jahre Loriot - Ach was !

Stall Wo laufen sie denn?

Christian Sundermann


 

„Kosakenzipfel? Sie haben da was? Hollerie du dödl di? Ach was? – Wie kommt man denn auf sowas?!?“

Eine Frage, die ich regelmäßig gestellt bekomme.

Eine Frage, die aber auch nur von einem „Nicht-Loriotiker“ kommen kann.

Seit dem Sommer 2000 kann ich mich glücklich schätzen, mit der offiziellen Genehmigung von Vicco von Bülow alias Loriot meine Begeisterung für ihn mit der für den Galopprennsport verbinden zu dürfen. Aber der Reihe nach:

„Von Bülow. Loriot.“ Wir schreiben den August 2000. Das Idol meiner Humorwelt ruft mich an. Persönlich. „Ich möchte mich ganz herzlich für Ihren sehr lustigen Brief bedanken, Herr Sundermann.“ In dem Brief schildere ich Loriot den Hintergrund meines Anliegens (seit Jugendjahren Loriot-Fan, Veranstalter von Loriot-Seminaren mit „Großem Loriotikum“ im Freundeskreis, Hochzeit auf loriotisch, etc. – kurzum: Loriots Werke beherrschen meinen Lebensraum). „Natürlich können sie Ihren Renndress mit meinem Männchen gestalten und als Stallnamen ‚Wo laufen sie denn?‘ verwenden. Aber...: Bei dem Pferdenamen sind Sie inkonsequent, denn TEXAS RANGER hat ja gar nichts mit meinen Werken zu tun!“ „Unser galoppierender Erstling ist zweijährig und somit gemäß Rennordnung nicht mehr umzutaufen“, erkläre ich. „Kaufen Sie denn noch weitere Galopper, die Sie umbenennen dürfen? Dann würde ich dort gerne mitwirken.“ „Mehr geht nicht!“, denke ich glückselig, „Galopprennsport & Loriot in dieser Form vereint!“ Ein Traum wird wahr, und nun möchte ich ihn auch mit Leben füllen:

- FAT SNAIL ist ein Paradebeispiel des gelebten Loriotismus‘ im deutschen Behördenalltag: Wir ersteigern den Jährling „Fürstenberg“ aus der Zucht von Dr. Klaus Schulte. Meine Frau ist bei „F“ für FETTE SCHNECKE. Loriot ruft verschmitzt ins Telefon: „Ein Rennpferd muss schlank und schnell sein: Fette Schnecke passt also ideal!“ Doch das Direktorium trägt den Namen nicht ein, weil „die Schnecke“ weiblich sei, Fürstenberg aber ein Hengst. Mein Argument „Schnecke = Zwitter = männlich UND weiblich“ wird mit: „Im Deutschen bestimmt der Artikel das Geschlecht“ ausgekontert. Mein „Den Preis von Europa hat letztes Jahr Golden Snake gewonnen, ein Hengst namens ‚goldene Schlange‘“ führt zum Kompromiss FAT SNAIL.

- „In Chief“ wird in IFAG MANNHEIM aus dem Sketch, in dem Loriot als Firmendirektor vergeblich versucht, seine Sekretärin zu vernaschen, umfirmiert. Die hoffnungslose Romanze erkaltet abrupt, als beide das vermisste Auftragsschreiben der „Ifag Mannheim“ unterm Schreibtisch finden. IFAG MANNHEIM schafft es 2002 sogar ins Deutsche Derby. Bei der Parade sitzt eine adipöse Dame neben mir, die ihren Mann empört in die Seite stößt: „Heinz, jetzt nennen die ihre Pferde schon nach ihrer Firma!“ Loriot amüsiert sich köstlich: „Wunderbar!“ 

- „Shiftah“ wird zu SCHNIPP SCHNAPP aus dem Skat-Sketch. Ich bin zwar eher für „Saugblaser Heinzelmann“, aber selbst Loriot ist das ein wenig zu schlüpfrig… 

- ACH WAS – den loriotischsten unser loriotisierten Galopper – erwerbe ich als „Al Qahira’s Dancer“. Mit dem Buchstaben „A“ gibt es nicht viel in Loriots Werken. Für eine Galopprennbahn ist „Wir bauen uns ein ATOMKRAFTWERK“ tendenziell unpassend, und das Bettenmodell ANDANTE klingt eher einschläfernd als sprintstark. Aber was passt besser zu Loriot als sein lakonisches „Ach was!?“, das er in unzähligen Szenen vorbringt. Loriot sieht das sofort genauso. ACH WAS‘ ersten Sieg im Juni 2011 sende ich ihm per Videolink. Seine Tochter Susanne, die inzwischen unsere Korrespondenz pflegt, schreibt, dass er „so herzhaft gelacht hat, wie lange nicht“, weil Kommentator Willi Zwingmann, „Wo läuft er denn? Ja, wo läuft er denn hin?“ ruft, als ACH WAS mit Tamara Hofer dem Ziel entgegen stürmt. Den zweiten Sieg-Film von ACH WAS habe ich im August 2011 bereits sendefertig, als exakt in diesem Moment auf n-tv die Meldung „Loriot ist gestorben“ durchs Bild läuft. Tieftraurig formuliere ich die freudige E-Mail zu einem Kondolenzschreiben um… Leider kann Loriot nicht mehr erleben, zu welch unglaublicher Beliebtheit ACH WAS es bringen sollte: Er gewinnt sechs Rennen und wird 13mal Zweiter. Zusammen mit Alexandra „Sascha“ Vilmar ist er ein Dreamteam. Beide erobern die Rennbahnen und Facebook im Sturm. Bei ihrem ersten Lebensritt siegt Sascha mit ihm im mit 20.000 € dotierten Finale der Hoppegartener Sprintserie am Tag der Deutschen Einheit 2012 – als Siebzehnjährige zur Siegquote 366:10! Die Sympathien der vielen tausend Zuschauer fliegen den beiden zu, die ganz frech bewusst weg von allen Pferden jung, einsam und allein an der Innenseite ihr Heil in der Flucht zu suchen. ACH WAS gelingt 2015 zusammen mit Guido Schmitts GAMGOOM sogar der Sprung in den Historienkalender: Wir veranstalten das erste deutsche Match-Race nach 107 Jahren (!) am 19.07.2015 in Hoppegarten. Von der internationalen Presse wird es für die Art der Öffentlichkeitsarbeit als Aushängeschild des deutschen Galopprennsports in die Schlagzeilen gehievt. Die Stimmung auf der Rennbahn ist außerordentlich, lachende Gesichter überall, eine ungemein ansteckende Heiterkeit. ACH WAS wird – wie so oft – Zweiter. GAMGOOM nur Vorletzter…

- Für den auf diesem großartigen Publikumserfolg aufbauenden „Match Race-Cup“ brauche ich 2016 natürlich ein eigenes Startpferd, denn im März 2016 muss ich nach der Diagnose eines unheilbaren Bruchs des ersten Halswirbels tieftraurig Abschied von ACH WAS nehmen... Aber wo und wie bekomme ich einen Starter her, einen Tag vor Nennungsschluss? Lösung: Ein Verkaufsrennen in Chantilly. Bei der Durchsicht der Startliste sticht ein loriotisch klingender Name ins Auge: LORD RODERICK. Wenn schon kein Original, dann eine möglichst gute Kopie! Denn LORD RODERICK, dessen Name völlig unloriotisch ist, könnte aber locker als Schwager von Lord Molesworth-Houghton oder Liebhaber von Lady Hesketh-Fortescue aus der „Inhaltsangabe der englischen Fernsehserie“ durchgehen, an deren Ansage Evelyn Hamann so herrlich mitleiderregend scheitert. Ausschließlich wegen dieses namentlichen Verwandtschaftspotentials fällt meine Wahl auf ihn. Was für ein Glück: Ein wunderschöner Hengst! Er siegt sofort im Viertelfinale und scheitert 2016 und 2017 zweimal erst im Halbfinale, ist aber nach Ifag Mannheim unser nach GAG-Handicap bester Loriotiker im Stall. Im Mai 2017 gewinnt er als letzter Außenseiter locker DAS französische Wettrennen des Tages, die Quinté+, in Chantilly zur Sensationsquote von 661:10. Ach was!

- Die (echte!) Loriotisierung schreitet danach fort: SIE HABEN DA WAS, vormals „Sword Half“, aus der Wittekindshofer Zucht hat zwar keine Nudel an der Oberlippe, ihn schmückt aber an genau dieser Stelle eine formidable Blesse! Nach einem Sieg auf der Flachen für Sarah Steinberg hängt er unter der Regie von Carina Fey noch einen über Hürden in Frankreich dran, bevor er in die Obhut von zwei jungen Münchnerinnen kommt, die ihn seitdem als Reit-, Dressur- und Springpferd nutzen und ansonsten totschmusen.

- Den Zungenbrecher überhaupt holen wir mit der Görlsdorferin „Honey Bee“ in den Stall. Am Vorabend der BBAG-Auktion gehe ich mit Marvin Schridde essen, der mich für bekloppt erklärt, als er meine Namensidee erfährt: HOLLERIE DU DÖDL DI. „Du kannst das Pferd nicht so nennen! Welcher Kommentator soll denn diesen Namen fehlerfrei im Endkampf aussprechen können?“ „Mach halt Dein Jodeldiplom!“, kann ich ihm da nur empfehlen. So weit kommt es dann leider nicht, weil die hübsche Stute keinerlei Rennpferdeigenschaften intus hat, nicht mal im 2. Futur bei Sonnenaufgang...

- Der in Euro gemessen Topgewinner ist mein nach ACH WAS absoluter Loriot-Lieblingsname: KOSAKENZIPFEL. Ich liebe diesen Sketch! Sarah Steinberg und René Piechulek bringen ihn mir namenlos von der 2020er BBAG-Auktion mit. Ein Knaller, nicht nur wegen des Namens. Selbst die französischen Kommentatoren schaffen die Aussprache inzwischen zunehmend fehlerfrei, nur im Finish geht es dann zumeist doch schief: „Kosakpfpfppff“... Am 16.11.2023 gewinnt KOSAKENZIPFEL in Deauville für uns fünf Jahre nach LORD RODERICK wieder die Quinté+. Die Sport-Welt resümiert, dass selbst Loriot kein besseres Drehbuch hätte schreiben können: vier Tage zuvor wäre er 100 Jahre alt geworden. Für mich Anlass genug, den Kontakt zu Susanne von Bülow wieder aufzunehmen, die auch prompt antwortet, sehr erfreut gratuliert und sich für das passende Geburtstagsgeschenk für ihren Vater herzlich bedankt. Und am 05.12.2023 bestätigt KOSAKENZIPFEL seine Superform mit einem 2. Platz in der Quinté+, diesmal sogar unter Höchstgewicht. Da stellt sich die Frage: „Wo läuft er denn (noch hin...)?“

Um den Loriot-Zirkel zu schließen: Der Berater eines Kunden firmiert unter „Fortescue“. Ich frage ihn beim Kennenlernen: „Kommen Sie aus Middle Fritham?“ „Nein, aus Nether Addlethorpe.“ Lachend frage ich meinen Kunden, ob er versteht, warum wir beiden uns derart skurril unterhalten. „Lieber Herr Sundermann, meine Frau ist eine Geborene von Bülow – und unser Sohn heißt Vicco.“ Ich bin sprachlos. Und seine Frau fragt beim persönlichen Kennenlernen an, ob sie die Geschichte des Stalles Wo laufen sie denn? in der von Bülow’schen Familienpostille veröffentlichen darf: Ach was!





El Sur?!

Jochen Stargardt


Seit 2020 sind die blaugelben Rennfarben von El Sur Racing aktiv.

Wo kommt der Name eigentlich her, das werde ich häufiger gefragt, El Sur ist spanisch und heißt „der Süden“.

Da meine Poloaktivitäten zum Großteil im Süddeutschen Raum stattfinden, hatten wir damals unseren Poloclub so benannt. Als wir dann 2019 auf der Herbstauktion unsere ersten Jährlinge gekauft hatten und wir das erste Mal mit Decknamen und Rennfarben-Auswahl konfrontiert wurden, war schnell klar, dass es nun neben El Sur-Polo auch El Sur-Racing geben sollte.

Schon ein halbes Jahr vorher hatten wir in Thüringen ein baufälliges Gestüt erworben, dass zu diesem Zeitpunkt noch von der Vorbesitzerin und ihren Pferden bewohnt wurde. Nach ihrem Auszug Anfang 2020, haben dann für uns die Planungs- und Genehmigungsverfahren begonnen. Schon völlig vom Vollblutvirus befallen, hat sich unser Konzept vom „Polo-Mini-Bio-Bauernhof“ immer mehr in Richtung Vollblutgestüt entwickelt. Wie ihr euch vorstellen könnt, war die Planungs- und Genehmigungsphase durch die Pandemiemaßnahmen deutlich zäher als wir uns das ursprünglich gedacht hatten. Anfang 2021 folgte dann der Abriss der baufälligen Anlage. Ursprünglich hatten wir mal den Plan die alte Scheune mit dem riesigen Heuboden zu erhalten, dieser wurde jedoch vom Statiker zu Nichte gemacht. Also hieß es alles neu. So entstanden in den vergangenen 2 Jahren ein neues Wohn- und Verwaltungsgebäude, ein Mutterstutenstall für max. 20 Stuten, ein Stall mit 11 Boxen zur Jährlingsvorbereitung und für Rennpferde in Winterpause, sowie eine Führmaschine mit innenliegendem Roundpen zum Reiten und Longieren. Des Weiteren wurde die knapp 20 ha Weidefläche mit 4 km massivem Holzzaun eingefasst und unterteilt.

Einen ersten Eindruck von der Anlage konnten sich die Besucher des „Tags der Gestüte“ machen, ein Angebot, das vor allem von Interessierten aus der Region stark wahrgenommen wurde.

Die Frage, die mir nun am häufigsten gestellt wird, ist, wann geht es denn jetzt los? Die Vertreter der Zuchtkommission von Deutscher Galopp haben uns bereits am 17. Oktober 2023 besucht und eine Woche später kam auch schon der freudige Anruf, dass wir uns nun ganz offiziell Vollblutgestüt nennen dürfen. Also wann geht es los? Sobald ich eine geeignete Gestütsleitung gefunden habe. Ansonsten sind wir tatsächlich einzugsbereit. Wir freuen uns nun auf das Abenteuer Vollblutzucht und werden gerne weiter berichten.

Unser aktueller Vollblutbestand umfasst 5 Stuten auf der Trainingsliste und 5 tragende Mutterstuten.


Mehr Infos  gibt es hier: https://elsur-racing.de




Die Farben-Psychologie

Ahmet R. Dener



Im Interview sagte mal ein frustrierter Torjäger nach einer Niederlage „In so einem Dress kannst Du keine Tore schießen.“

Es war ein deutscher Fußballer, der im Ausland spielte. Sein Oberteil war Orange und die Shorts in Babyblau gehalten. Ich hatte Verständnis mit ihm, denn ich bin nun mal auch der Meinung, dass die Farben und Designs, die Menschen, die sie zu tragen haben im Sport, beeinflussen können. Dann las ich in der britischen Presse, dass der Ex-Champion-Jockey Willie Carson sagte, dass er sich im Dress der Queen immer zwei Köpfe größer gefühlt hätte.

Also stellte ich mal einigen Reitern folgende Frage: „Bist Du von der Farbe oder dem Design des Dresses, oder zu welchem renommierten Stall die Pferde gehören, beeinflusst, wenn Du reitest?“

Oftmals wurde gesagt, dass die Dresse nicht zu verspielt sein sollten. Verspielt in dem Sinne, was über die von Deutscher Galopp vorgegebenen Muster hinausgeht, ist damit gemeint. Dabei denke ich, dass heutzutage kaum ein Design abgelehnt wird. Uns sollte es recht sein, solange neue Besitzer dazustoßen.

Natürlich finde ich es originell, wie in Hoppegarten gesehen, dass zwei Schiedsrichter, die ein Rennpferd gemeinsam besitzen, eine große Trillerpfeifenmotiv vorne und hinten auf dem Dress haben. Funktioniert hat es mit dem Sieg schon mal.

Maxim Pecheur sagte: „Die Dresse, mit denen ich mal gewonnen habe, lassen mich stark und zwei Köpfe größer fühlen, weil Erinnerungen daran hängen. Ich hatte das große Glück, fast alle Dresse von großen deutschen Ställen getragen zu haben, auch die von den Maktoums. Wenn ich z.B. den Dress von Brümmerhof mal überstreifen darf, in den Führring gehe, um mit diesen tollen Menschen immer noch zusammen zu sein, macht mich schon stolz, zumal ich mich dann an den Diana Sieg erinnere. Natürlich hat man mit den Dressen der großen Besitzer schon ein anderes Gefühl. Ich habe das große Glück, schon recht lange für das Gestüt Röttgen zu reiten. Wichtiger sind die Siege. Dann merkt man, wofür man die ganzen Strapazen als Jockey auf sich genommen hat.“

Der leider nun verletzte Martin Seidl sagte auch, dass er acht Jahre lang das große Glück hatte, die Röttgener Farben zu tragen. Auch hätte er im Ausland für die Scheichs geritten. Wenn man diese Dresse überziehen würde, egal wie gut oder schlecht das Pferd ist, wäre das schon ein anderes Gefühl.

Auch gut war die Antwort von Champ Murza, der wie aus der Pistole geschossen sagte, entschuldige bitte, dass ich im Wortlaut wiedergebe, weil es so gut klingt: „Farbe mir macht nicht stark, machen Pferde, wenn ich oben bin.“ Er meint es auch so. Am Wochenende habe ich nicht schlecht gestaunt, wie er Flotte Biene, als man dachte, sie wäre schon im Bienenkasten, auf den letzten Metern aus dem Nichts höllisch schnell machte. Nun gut, der Union-Sieg war auch nicht ohne.

Leon (Wolff) erwähnte zufällig auch den Brümmerhofer Dress, dass er die Ehre gehabt hat, diesen zu tragen. Er hätte damals mit Marshmallow gewonnen. Natürlich möchte er nun mal den Godolphin Dress mal überstreifen.

Wenn ich Euch noch sage, dass ich noch Sibylle Vogt namentlich nennen werde, werdet Ihr jetzt denken: „Oh come on, nicht schon wieder Brümmerhof!“ Wegen Novemba. Sie sagte, sie hätte schon fast für alle großen Gestüte geritten, aber sie wisse ganz genau, welchen nicht, nämlich das von Schlenderhan. Ich denke, dass das möglich werden sollte. Ich kann mir auch gut vorstellen, dass die edlen Farben ihr gut zu Gesicht stehen würden.


Dieser Artikel stammt aus der Kolumne "Meine Ecke" von Ahmet R. Dener die regelmäßig in der Sport-Welt erscheint.


Bin Shaddad mein erster Gruppensieger

Erika Mäder



Bin Shaddad v. Riverman geboren 1984 Gewinnsumme in Deutschland 188.871 DM GAG 96,0 kg gekauft im Herbst 1989 als fünfjähriger in England Auktion Tattersalls.


Der Besitzer Herr Ibold - Gestüt Ostenhof und ich flogen zur Tattersalls Auktion.

Es sollte ein zweijähriger mit einer Listenrennen Platzierung gekauft werden.

Durch sehr viele Abmeldungen war die Auswahl dürftig. Doch Herr Ibold fand einen zweijährigen Hengst mit Namen Going Supersonic und kaufte ihn. Leider war dieser sehr schöne Hengst Lungenkrank und konnte nie sein Leistungsvermögen abrufen. Wir fanden später für ihn einen guten Platz als Warmblutbeschäler.

Da wir noch sehr viel Zeit hatten spazierte ich alleine über das Auktionsgelände und betrachtete die Pferde. Plötzlich, ein schwarzer Teufel der mich direkt ansah und ich verliebte mich in dieses tolle Pferd. Auf meine Frage wer er sei und ob ich ihn anfassen dürfte kam prompt die Antwort: „Nein! Er beißt und schlägt.“ Natürlich bettelte ich und konnte kurz die Beine anfassen. Aufgeregt flitzte ich zu Herrn Ibold der nicht nur unser Besitzer sondern auch bis heute ein Freund ist und berichtete von meinem Fund. Allerdings war Bin Schaddad schon 5j. und hatte mehrere Trainer hinter sich. Trotzdem wurde er frohen Mutes gekauft und zwei Tage später war er schon in unserem Stall.

Auweia, er war ein böser Teufel und hatte starke Rückenschmerzen. Nach längerer Behandlung von Doktor Merkt und Solarium ging es ihm besser und seine Laune veränderte sich ins Positive.

Auch machte ich Bini abhängig von Werthers Echte. - Man musste nur mit dem Papier der Bonbons rascheln und die Ohren standen hoch.

Er war ein tolles Rennpferd und mein erster Gruppensieger den ich trainieren durfte.

Im Herbst als 7j. konnte Bini die Reise nach Ungarn / Bábolna als zukünftiger Deckhengst antreten und ich habe ihn sehr vermisst.


FX Weißmeier Stories haben jetzt einen eigenen Bereich



Schimmel-Liebe

Andrea Mayer


Das erste mal habe ich Louis auf der BBAG Jährlings-Auktion 2015 gesehen und direkt in ihn verliebt. Leider wurde er etwas teuer und lag nicht in meiner Preiskategorie. 

Mitte 2016 fing ich bei Peter Schiergen an auszureiten und dort bin ich dann auch wieder Louis über den Weg gelaufen. 

Wegen diversen Kinderkrankheiten ging Louis zurück zu seinem Besitzer Herrn Ostermann aufs Gestüt um dort seine Zeit zum entwickeln zu bekommen.

Eines Tages kam mir zu Ohren das Louis zum Verkauf steht. Daraufhin habe ich Holger Faust angerufen ob er mir helfen kann Louis zu bekommen. Ich hab ihn morgens gefragt und am Nachmittag hatte ich dann schon die Zusage das ich ihn kaufen kann. 

Ich wollte einfach ein eigenes kleines Spaßpferd haben, hatte natürlich viel Hoffnung und träume aber keine Erwartungen und Druck. 

Am 6. April 2017 war dann der Tag an dem ich Louis in Seppenrade abholte. Er ging dann erst auf das Gestüt Schloß Arff, er wurde kastriert und ich habe dann langsam angefangen ihn aufzubauen. Als ihn Guido Schmitt das erste mal sah wollte er ihn mir direkt abkaufen. Was ich ihm auch nicht übel nehmen kann, er war und ist schon ein richtige tolles Model. Das unmoralische Angebot habe ich dann aber abgelehnt ;-)

Es gab mir nur Bestätigung das auch andere in ihm Potential sehen. 

Ende August ging es für uns dann nach Köln zu Sarah Weis um ihn dort fit für die Rennen zu bekommen. 

Am 11. November 2017 lief er dann sein erstes Rennen in Amiens und meine Nervosität war nicht in Worte zu fassen, Filip Minarik hatte mich auch noch geärgert und meinte, er schaffe es noch von Straßburg nach Hause bevor Louis im Ziel eintrifft :) 

Zur Überraschung aller lief er auf einen tollen 2ten Platz. Es folgten noch 2 weiter Starts für das Handicap wo er 7 und 4 wurde. 

Anfang 2018 habe ich Louis dann bei Peter Schiergen einstellen dürfen, worüber ich sehr dankbar war! 

Es folgte eine sehr erfolgreiche und gar unvergessliche Saison. 

Seine ersten 3 Starts lief er in Straßburg wo er 2 - 1 - 2 wurde. Danach ging es nach Compiegne wo er ein Handicap Divise gewonnen hat. Nach dem Start hatte er eine kleine Sommerpause. Er lief dann 2 Monate später in Deauville in einem Handicap Divise wo er wieder einen tollen zweiten Platz holte.

Wir haben uns so langsam an die großen Bahnen heran gearbeitet, aber die größte kam am 12.9.2018, es ging nach Longchamp in ein Tierce. Im Führing wurde sein ständiger Jockey Filip Minarik nach seinen Chancen befragt, er sagte nur: „wir sind nicht zum Baguette essen hier“ … 

Dieser Spruch hat meiner Nervosität natürlich nicht viel geholfen. 

Aus einem Rennen aus dem Vordertreffen lies Filip nichts anbrennen und man konnte relativ früh erkennen das wir sehr weit vorne enden würden. Louis hat mit einer Länge gewonnen. 

Es war wirklich einer der schönsten Momente im Rennsport für mich, auf dieser Bahn überhaupt zu laufen und dann noch zu gewinnen ist einfach unbeschreiblich ! 

Was auch sehr schön war, als nach dem Rennen Herr Ostermann anrief und mir Gratulierte, das hat mich wirklich sehr gefreut.

Mittlerweile bin ich wieder in München und Louis ist natürlich auch. 

Bis jetzt hat Louis 115.350€ verdient, er ist zwar schon 7 Jahre alt aber er wird immer nur gezielt eingesetzt, ich denke das 2022 noch der ein oder andere Treffer dazu kommt sofern wir einen besseren Sommer bekommen als dieses Jahr. Um seine Bestleistung abzurufen hat Louis am liebsten 35 grad im Schatten und guten Boden unter den Füßen.

Eines steht auch fest, er wird immer bei mir bleiben, wenn Tag X kommt und Louis mal keine Lust mehr am laufen hat wird er bei mir bleiben und seine Rente genießen.


Laura Dams hat was über Epatant zu erzählen.

Ihre Geschichten haben eine eigene Unterkategorie bei Wir sind Vollblut:



Trois personnes, un cheval, panne!

Nadine Schmidt (Gratz)


Only for Joy war unser erstes Rennpferd, das meine Schwester als Besitzertrainerin trainiert hat.

Wir hatten ihn von Mario Hofer erworben, der ihn damals in England auf der Auktion gekauft hatte. Bei ihm ist er zuvor schon in Mailand, Cagnes und diversen anderen Plätzen gelaufen.

Only for Joy war also ein richtiger Weltenbummler und das perfekte Reisepferd.

In unseren Farben errungen wir unseren  größten Erfolg mit dem hübschen, rahmigem Kerl in Longchamp, wo wir in einem voll besetzten Handicap mit 20 Pferden, Zweiter wurden.

Es hatte Tage zuvor und an dem Renntag selbst wie aus Eimern geregnet und das Wasser stand auf der Bahn in Longchamp. Das kam unserem Sumpfhuhn entgegen und dieser zweite Platz fühlte sich wie ein Sieg an. Ein „kleiner“ Besitzertrainer wird auf der größten und prestigereichsten Bahn in Frankreich Zweiter. Ein unvergessliches Erlebnis!

Eigentlich wollten wir danach in die Winterpause gehen,aber mit so einer Form entschieden wir dann doch, noch ein Rennen mitzunehmen.

Wir hätten es besser gelassen…

Gesagt, getan, wurde Only for Joy im November noch für ein Handicap in Saint-Cloud gemeldet.

Ich hatte einen Tag zuvor Nachtschicht und bin direkt nach der Arbeit mit meiner Schwester und Lisa Sonntag, die uns früher oft auf die Rennen begleitet hat, nach Saint-Cloud aufgebrochen.

Im Führring hatte ich schon ein schlechtes Gefühl, da Only for Joy nach den Jockeys treten wollte, als diese den Führring betraten.

Er hatte anscheinend einen schlechten Tag und so landete er als Favorit hinter den Geldrängen.

Etwas enttäuscht traten meine Schwester, Lisa und ich mit Jojo, so wurde Only for Joy von uns genannt, den Heimweg an.

Kurz vor Reims, ca. 200 km vor unserem Heimatort, hatten wir eine Panne. Der Turbolader meines neuen Geländewagens hatte leider den Geist aufgegeben und somit standen wir nun mitten auf der Autobahn in Frankreich, wo keine ADAC-Goldmitgliedschaft was gebracht hat. Die Autobahnen in Frankreich sind privat und da darf nur deren eigener Abschleppdienst helfen.

Zu allem Überfluss war es kalt und regnerisch. Da mich der Schlafmangel der vorausgegangenen Nachtschicht mittlerweile wirklich fertig gemacht hat, musste Lisa alles an der Pannenseule alleine regeln. Durch den Sturm brüllte sie ein paar mal, “troi personnes, un cheval, panne!“ in die Säule, bis uns Hilfe geschickt wurde.

Als wir aber in dem Abschlepp-LKW gesessen haben, hatten wir die Hiobsbotschaft überbracht bekommen, dass ja Feiertag wäre und sie uns nur von der Autobahn abschleppen konnten.

Die Tatsache,dass wir ja noch ein Pferd im Hänger hatten interessierte wenig.

Unser größtes Problem war wirklich dieser Feiertag, denn der ADAC konnte keinen Pannendienst schicken, die uns mit Pferd heimgebracht hätten. Wir müssten bis zum nächsten Tag warten.

So standen wir nun irgendwo im Nirgendwo in einem Industriegebiet und waren gefühlte 5 Stunden am Telefon.

Zum Glück war Only for Joy lammfromm im Hänger und hat sich mit genügend Heu zufriedenstellen lassen.

Plötzlich kam ein Besitzer einer Halle auf uns zu. Zunächst konnte er uns angeblich auch nicht helfen. Als Lisa ihm erklärte,dass wir ein teures Rennpferd im Hänger stehen haben, hatte er plötzlich Platz und auch komischerweise eine Box.

Wir haben dankend abgelehnt.

So kam es dann, dass mein Auto irgendwann von dem Euroservice abgeholt wurde und wir zu dritt bei Only for Joy mit Decken im Hänger saßen und auf Rettung warteten.

Zum Glück haben wir wirklich wahre Freunde auf die immer Verlass ist und so kam uns Jeanette Donate mitten in der Nacht mit einem Ersatzfahrzeug abholen.

Müde und erschöpft kamen wir nach ca. 24 Stunden nach unserer Abfahrt wieder zuhause an.

Only for Joy ist nach seiner Rennkarriere mit so vielen erlebten Momenten voller Emotionen immer noch in unserem Besitz und das Reitpferd meiner Schwester.


Vici will you… Marry Me

Alexander Franke


Baden-Baden, besser gesagt Iffezheim war schon immer meine Heimatbahn. Hier wurde ich schon im Kinderwagen rum geschoben, hier habe ich meine ersten Schritte auf einer Rennbahn zurückgelegt, hier habe ich mein erstes Rennpferd gekauft und später auch meinen ersten Renntag moderiert.

 

Dass ich auf genau dieser Rennbahn meine spätere Frau kennenlernen würde, lag nicht ganz so fern. Dass es sich am Ende aber um eine Kollegin handeln würde, damit hatte ich eigentlich nicht gerechnet. Vor allem nicht, da ich genau diese Kollegin schon seit Jahren kannte, bevor es dann irgendwann so gefunkt hatte, dass wir mittlerweile sogar verlobt sind. Victoria ist seit ihrem Studium nebenher eine der Siegerehrungshostessen gewesen. Ich moderiere seit über zehn Jahren die Siegerehrungen in Iffezheim, und so kam eines zum anderen.

 

Als Iffezheimerin ist sie dem Rennsport natürlich ebenfalls seit Kindheit verfallen, ihre Großeltern hatten damals sogar die Pferde von Adolf Wöhler während der Rennwoche beherbergt, ihr Onkel ist Peter Banzhaf, den man vom damaligen Internationalen Club und dem Förderverein Baden Galopp gut kennt. Entsprechend war ihre Liebe zum Sport und besonders zu den Pferden schon immer riesig. Wir haben jede freie Minute auf irgendeiner Rennbahn, im Rennstall oder auf dem Gestüt verbracht.

 

So kam auch meine Idee zum außergewöhnlichen Heiratsantrag. Ich wusste, wie vernarrt sie in die Fohlen des Gestüts Ohlerweiherhof im Saarland war, dessen Besitzer gute Freunde von uns sind. Ich habe mich also heimlich auf die Suche nach einem Fohlen gemacht, das noch namenlos sein musste und dem ich einen zum Antrag passenden Namen geben konnte. Nach vielen Monaten der Suche bin ich immer noch nicht fündig geworden, habe dann aber auf der Koppel die wunderschöne Mutterstute Morethanbeautiful entdeckt. Ein Traum von einem Pferd – und auch noch toll gezogen. Ihre Mutter ist die Schwester von Deckhengst Brametot, ihre Großmutter die Schwester des großen Monsun. Besser geht es eigentlich kaum. Morethanbeautiful selbst hatte sich als Zweijährige im Training verletzt und kam nie auf die Rennbahn, als Mutterstute war sie aber zu retten und wurde ein Jahr später von Isfahan gedeckt. Mit diesem Baby im Bauch kaufte ich die Stute von der Koppel weg und mein Plan war perfekt. Ich wusste, ich mache die Geburt zum Heiratsantrag und gebe dem Fohlen einen entsprechend eindeutigen Namen. Victoria erzählte ich, dass es Unglück bringen würde, sich vor der Geburt Gedanken über den Namen des Fohlens zu machen, was natürlich Unsinn ist. Aber sie hat es geglaubt und nicht weiter nachgehakt. 

Das Fohlen kam am 20. Februar nachts zur Welt, am nächsten Morgen, kurz nach der Geburt, fuhren wir sofort aufs Gestüt und besuchten den kleinen Mann, der so süß neben seiner Mama in der Box stand, dass er einem Tränen in die Augen treiben konnte. Auf Victorias Frage, wie wir ihn denn jetzt nennen wollen, habe ich das bis dahin verdeckte Boxenschild von ihr enthüllen lassen – da stand der Name nämlich schon drauf: Marry Me! Das war eindeutig: Das Fohlen hatte einen Namen und ich eine Verlobte – sie hat „ja“ gesagt. Danke nochmal, an das gesamte Team vom Gestüt Ohlerweiherhof, das den Antrag so schön arrangiert und vorbereitet hatte, mit Rosenblättern, Champagner und allem drum und dran – wahre Freunde eben! Für uns war es ohnehin eine sehr emotionale Woche, da genau sieben Tage vor der Geburt mein Papa sehr überraschend gestorben ist. Er war in den Marry Me-Plan voll eingeweiht und hat sich so sehr auf das Ergebnis gefreut. Leider konnte er es nicht mehr miterleben, er wäre aber sehr stolz auf seine tolle Schwiegertochter, das weiß ich. Er hat sie von Anfang an in ihr Herz geschlossen und ich musste ihm schon früh versprechen, sie nicht mehr gehen zu lassen.

 

Der kleine Marry Me ist jetzt sieben Monate alt, entwickelt sich prächtig, die Mama Morethanbeautiful ist Gott sei Dank tragend vom leider einen Tag später verstorbenen Adlerflug und geht nächstes Jahr wieder zu Isfahan. Und geheiratet wird nächstes oder übernächstes Jahr! Ein Happy End, also.


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