Here´s Herbie



Kreuz As sticht in Mons

(Herbert Lange)


2.255 Personen gefällt die Facebook-Seite „Faszination Pferderennen“ von Herbert Lange. Dort präsentiert er unter anderem regelmäßig Chancen Analysen, Ergebnisse deutscher Pferde und Grafiken. Aber auch Dinge, die ihn stören. Die letzten Wochen hat er des Öfteren sein Leid darüber beklagt, dass er als Rentner, der im Rennsport tätig war, keinen kostenfreien Eintritt auf Rennbahnen erhält. Inzwischen hat Herbert Lange, der sich auch „Here’s Herbie“ nennt, festgestellt, dass es dazu einen Absatz in der Rennordnung gibt. In dem folgendes steht: „Rentner, die im Rennsport beruflich tätig waren und Witwen ehemaliger Rennsport-Berufstätiger erhalten auf Antrag eine kostenfreie Legitimationskarte.“ Aber bevor der 68-jährige diesen Absatz entdeckte, kam ihm Trainerin Erika Mäder zuvor und erfüllte ihm einen Lebenstraum. Sie schrieb unter einem Post in Facebook von ihm, in dem er sich erneut über das obengenannte Thema ärgerte: „Herbie sei nicht traurig, ich schenke Dir einen Teil von Kreuz As und damit bekommst Du einen Besitzer-Ausweis, den ich Dir als Einstand auch schenke. Wir Rentner müssen doch zusammenhalten!“ Somit wurde er auf eine kuriose Art und Weise zum Pferdebesitzer. Herbert Lange erzählte, wie es überhaupt zu dem Kontakt zu Erika Mäder kam: „Vor längerer Zeit, als Erika Mäder fünf Rennen in kurzer Zeit gewann, habe ich zu dem tollen Erfolg eine Grafik erstellt und ab diesem Zeitpunkt begann die Facebook-Freundschaft zu der Trainerin. Dass sie mir einmal meinen Lebenstraum erfüllt, hätte ich damals noch nicht gedacht. Ich war wirklich sprachlos als ich ihren Kommentar unter meinem Bild gelesen habe.“

Letzte Woche kam der achtjährige Wallach schließlich zu seinem ersten Start für den beteiligten Besitzer Herbert Lange. In Mons in einem Handicap über 2100 Meter sorgte Kreuz As unter Jozef Bojko sogar direkt für einen Sieg. Eine sagenhafte Geschichte, die der Rennsport mal wieder geschrieben hat. Herbert Lange hat sich ausdrücklich bei Erika Mäder bedankt und ist stolz auf den Areion-Sohn. „Unser Kreuz ist ein As und er sticht gleich beim ersten Start für mich als Mitbesitzer“, schreibt er in Facebook. Auf Nachfrage bei Erika Mäder, warum sie Herbert Lange 20 Prozent von Kreuz As geschenkt hat, antwortete sie: „Ich sehe immer wie viel Arbeit er in seine Facebook-Seite steckt und diese macht er wirklich gut. Als ich dann die ganzen verbitterten Posts gesehen habe, wollte ich einfach eine gute Tat tun und dem Mann eine kleine Freude bereiten. Und wie man sieht, hat es auch funktioniert.“


https://www.facebook.com/Faszination.Pferderennen.de/




Wie ich dem Pferderennsport eine Faszination abgewinnen konnte!

Herbert Lange


Einfach purer Zufall meine Liebe zum Pferderennsport:

Bevor ich mit meiner Aufarbeitung 50 Jahre mit Herz, Hand und Verstand für den Pferderennsport beginne, muss ich vorweg schicken, dass ich 1968 mit 18 Jahren dem Pferderennsport zufällig begegnet bin.

Vorher hatte ich mit diesem Sport absolut nichts am Hut.

Wenn in der Sportschau ein Pferderennen übertragen wurde, dann habe ich die Zeit genutzt und bin an den Kühlschrank oder auf die Toilette gegangen. Aber es kam der Tag als ich durch rein zufällig meine erste Pferdewette platziert habe.

Ich wohnte als gebürtiger Münsteraner in dieser Stadt und in der Hafenstraße befand sich ein kleiner Buchmacherladen die der Buchmacher Detlof Ganzel dort unterhielt. Ein Bekannter aus meiner Stammkneipe nahm mich irgendwann einmal mit und genau von dieser ersten Begegnung in dem Buchmacherladen war ich in den Strudel des Pferdewettens förmlich hineingezogen und bin bis heute dieser Leidenschaft treu geblieben.

Meine erste Pferdewette war, wenn ich mich richtig zurück erinnere, eine Sieg und Platzwette auf den Jockey Oskar Langner.

An das Pferd welches er damals ritt, kann ich mich heute beim besten Willen nicht mehr erinnern. Aber Ossi Langner war damals einer der besten deutschen Jockeys und 1966 mit 60 Siegen Jockey Champion.

Ossi wie er genannt wurde gehörte auch zu den Jockeys im Club der 1000 mit 1.110 Siegen im Sattel. Er war später dann auch Trainer.

Er gewann auch für mich und für meine 4 DM Wette bekam ich etwas mehr als 20 DM zurück.

16 DM Reibach, nicht übel.

Den Ritt absolvierte Ossi Langner damals auf der Galopprennbahn in Gelsenkirchen-Horst.

Proppenvoll war die Bude in Horst immer an großen Renntagen wie dem Aral Pokal . Diese Rennbahn die später zu meiner Lieblingsrennbahn zählte, existiert leider schon seit fast 20 Jahren nicht mehr.

https://galopponline.de/news/galopp-news/das-auskeine-rennen-mehr- gelsenkirchen-horst

Was mir zunächst in diesem Wettlokal in Münster gefiel, das waren die Menschen, die sich dort tummelten. Freundlich, nett und alle schienen sich zu kennen und ich hatte den Eindruck jeder wollte mir als Neuling etwas erklären. Es war so, als gehörte ich seit dem ersten Augenblick dazu.


Willkommen im Club der Pferdewetter. Dieses Angebot habe ich sofort gerne angenommen und in Null Komma Nichts kannte ich alle Zocker und hatte schnell mehrere Freundschaften geschlossen. Es dauerte nicht lange und ich war eingeladen zu einem Besuch auf die Trabrennbahn Hillerheide in Recklinghausen.

Gegen eine Beteiligung am Spritgeld war ich dabei und an einem Freitagabend fuhren wir zu viert auf die Rennbahn. Der Buchmacher Detlof Ganzel, einer vom ganz alten Schlag, einfach so wie man sich einen richtigen Buchmacher damals vorstellt, wurde noch um einen Zwanziger Verzehr Geld angepumpt. Die gab er auch ohne Widerwillen und wünschte viel Glück und ab ging es. Für mich war es die Jungfernfahrt, für die anderen drei Kollegen war es ein Standardausflug, denn so oft wie die schon auf der Rennbahn waren, konnten sie schon nicht mehr zählen.

Ich war unterwegs gespannt wie ein Flitze-Bogen auf das, was mich auf der Rennbahn erwarten würde.

Trabrennfahrer und Pferdenamen kannte ich ja nur aus dem Wettbüro. Die Fahrt zur Rennbahn war schon hochinteressant, denn meine drei Rennbahnkollegen die hatten Geschichten um den Pferderennsport auf Lager, dass ich mit Spannung den Gesprächen lauschte. An viele Ausdrücke musste ich mich erst gewöhnen und oft musste ich erst einmal nachfragen, was der ein oder andere Satz zu bedeuten hatte. Vieles war einfach nur Zocker Sprache die für mich ja Neuland war. Die Fahrt von Münster nach Recklinghausen dauert gut eine Stunde. Es waren 70 Kilometer über die Landstraße, denn die Autobahn 43 gab es ja zu dem Zeitpunkt noch nicht.

Dann war es endlich soweit. Es war kurz vor 18.00 Uhr und schon dunkel, aus der Ferne sah ich schon die Flutlichtstrahler der Rennbahn die den Himmel hell erleuchten. Die ganzen Gespräche während der Fahrt hatten in mir eine innere Unruhe ausgelöst, es war für mich ja nicht der Besuch einer Sportveranstaltung, sondern mehr so wie ein Besuch im Spielcasino.

Unser gemeinsames Hauptziel war schließlich uns die Taschen mit Geld zu füllen. Wir wollten am Totalisator mit unseren Wetten zuschlagen. Wir waren auf dem Parkplatz der Rennbahn angekommen und es war ein kribbelndes Gefühl als wir die Rennbahn betraten. Auf dem Geläuf wurden die Pferde für die Rennen schon aufgewärmt. Die Rennbahn war schon sehr gut besucht. Jede Menge Menschen und eine irgendwie angespannte und kribbelige Atmosphäre.

Wir blieben unten auf dem Vorplatz und hatten eine gute Sicht und schauten uns später die Rennen von der alten Holztribüne aus an. In der Gemeinschaft spielten wir Dreierwetten, die Wettart mit der Hoffnung auf eine fette Quote. Wir schmissen vor dem Rennen das Geld zusammen und „Scherbel“ so sein Spitzname, war für die Wette verantwortlich. Er machte die Wette und füllte den Wettschein aus und informierte uns dann wie er seine Wette ausgesucht hatte. Jeder 10 DM also insgesamt eine Dreierwette für 40 Euro, da konnte man schon gute Kombinationswetten machen.

Noch 1 Minute bis zum Start ertönte es vom Rennbahnsprecher und dann ging es los.

Mein erstes Trabrennen LIVE auf der Hillerheide in Recklinghausen auf der roten, sehr schnellen Aschenbahn.

Es war unglaublich spannend vom Start bis ins Ziel und ich höre es so als wäre es heute, als die Pferde in die Zielgerade einbogen als „Fliege“ richtiger Name Rolf, sagte, wenn es so bleibt, treffen wir das Ding. Leider blieb es nicht so bis ins Ziel. Am Ende hatten wir das drittplatzierte Pferd nicht auf dem Wettschein und unsere Wette war eine Niete. Es war schade, aber ich empfand es nicht als sehr tragisch, denn es waren ja noch genügend Gewinnchancen vorhanden, denn bis 22.30 Uhr standen ja noch weitere 12 Rennen auf der Abendkarte. Es dauerte bis zum 5. Rennen als wir gemeinsames zum ersten mal richtig Jubeln konnten. Diesmal hatten wir jeder 15 DM riskiert und die Dreierwette war drin. Eine R+R+R+ Dreierwette hatten wir getroffen. Willi Rode + Harry Rölle ++ Lothar Rudnik waren die drei erstplatzierten Sulky Fahrer. Die Dreierwette zahlte knapp 2.500 DM für 10. An der Auszahlungskasse flossen über 600 DM in unsere Kasse. Jeder bekam 150 DM ausgezahlt. Wir haben die Wette mit dem damaligen Grundeinsatz von 2,50 DM getroffen. Ein tolles Gefühl. Ich war begeistert, es konnte an diesem Abend finanziell keinen Verlust mehr geben. Ganz im Gegenteil. Wir trafen noch mehrere kleine Dreierwetten und eine die wieder etwas mehr als 2.000 : 10 DM bezahlte.

Ich hatte am Ende 180 DM Gewinn in der Tasche.

Was für ein fantastischer Abend. Einige Pils, belegte Brötchen und Frikadellen rundeten diesen wunderschönen Abend auf der kulinarischen Seite ab, alles kostenlos vom Reibach.

Die Rückfahrt war ausgelassen und für mich war es der Beginn einer großen Leidenschaft.

Die Trabrennbahn in Recklinghausen war fortan natürlich meine Lieblingsbahn, aber auch die Trabrennbahn in Gelsenkirchen und Dinslaken gehörten zu meinen festen Ausflugsterminen.

Diese Leidenschaft zum Pferderennsport nahm schließlich auch Einfluss auf mein Berufsleben. Seit dem 1. Juli 1968 war ich als Verwaltungsangestellter bei der Landesversicherungsanstalt Westfalen in Münster beschäftigt und hatte einen sicheren Arbeitsplatz. Als letzter W18zehner hatte ich von Juli 1971 bis Dezember 1972 meinen Wehrdienst abgeleistet, da hielt ich es nur noch bis zum 30.09.1973 bei der LVA Westfalen aus. Genau am Tag meines 2. Hochzeitstages war dort mein letzter Arbeitstag. Wer gibt schon einen so guten Arbeitsplatz mit 23 Jahren auf und vor allem Dingen aus welchem Grund.

Fünf Monate zuvor wurde ich gerade auch noch zum ersten und einzigen mal Vater. Das Jahr 1973 war also ein ganz besonders Jahr, ein Jahr wo der damals 29 jährige Günter Netzer spektakulär von Borussia Mönchengladbach zu dem spanischen Renommee-Club Real Madrid wechselte. „Pablo Picasso“ im Alter von 81. Jahren starb. Die Fußballmannschaft von Eintracht Braunschweig wagt als erster deutscher Fußball-Verein Werbung auf den Trikots auch dann noch gleich mit Alkohol. Die RAF beherrscht die Terrorszene und Bundeskanzler Willi Brandt reist als erster deutscher Regierungschef zu einem Staatsbesuch nach Israel, während Henry Kissinger in diesem Jahr US-Außenminister wird. Im November löst die Ölkrise ein allgemeines Sonntagsfahrverbot aus.

Genau in diesem Jahr 1973 löst ein Zufall, in meinem Leben eine ganz neuen Lebensabschnitt und einen Berufswechsel aus. Da lese ich in den Westfälischen Nachrichten während meiner Mittagspause bei der LVA eine Stellenanzeige, die mir keine Ruhe lässt, obwohl in dieser Stellenanzeige eine „Putzfrau“

gesucht wird. Ich wollte mich eigentlich nur sehr ungern beruflich verschlechtern und körperliche Arbeit bevorzugen, wichtig war nur der Arbeitgeber, der diese Stellenanzeige aufgegeben hatte. Bewerbungen richteten Sie bitte an: Zentralverband für Traber Zucht und Rennen. e.V. Münster in Westfalen Neubrückenstr. Tel:

Wie gesagt, es ließ mir keine Ruhe und ich rief dort einfach an. Tatsächlich bekam ich gleich den Kontakt zum damaligen Geschäftsführer Herrn Schulze Temming und einen persönlichen Termin am 3.7.1973 dazu. Dieses Gespräch ergab dann, dass ich zum 1.10.1973 als Sachbearbeiter zur Vorbereitung für die Verarbeitung der EDV zu guten finanziellen Konditionen eingestellt war.

Es war schon ein Quantensprung, heraus aus dem so attraktiven öffentlichen Dienst, hinein in die freie Wirtschaft und alles nur wegen der neuen Leidenschaft zum Trabrennsport. War das die Sache wirklich wert. Die Zukunft sollte es zeigen. Die neue Aufgabe machte mir echt Spaß. Es war die

Zeit ,wo die neuen Computerprogramme zur Verfügung standen, aber die ganzen Vorarbeiten dazu waren eine riesige Aufgabe. Ein neuer Arbeitskollege war Hans Skerhut mit Spitznamen nur vor allen „Uschi“ gerufen. Er war die Seele des Zentralverbandes für Traber Zucht - und Rennen. Als ehemaliger Traber Trainer und Trabrennfahrer besaß er ein unschätzbares Fachwissen rund um den gesamten Trabrennsport. Er hat sogar ein Buch über die Geschichte des Trabrennsport geschrieben. Uschi Skerhut wurde für mich eine wichtige Vertrauensperson. Ihn konnte ich aber wirklich alles um den Trabrennsport fragen, er wusste einfach alles, denn der Trabrennsport war sein Leben. Uschi Skerhut war es schließlich auch, der ganz entscheidenden Einfluss hatte, dass ich als Geschäftsführer beim Rennverein Drensteinfurt gelandet bin. Der Zentralverband für Traber Zucht und Rennen e.V. war eine regionale Aufsichtsorganisation des Trabrennsport und der obersten Aufsichtsorganisation dem Hauptverband für Traber Zucht und Rennen mit damaligen Sitz in Kaarst unterstellt. „Der Trabrennsport wird immer beliebter “, unter dieser Titel-Überschrift fand der ZVT sogar in den Medien Beachtung. Nachdem wir ein Jahr in Münster ansässig waren, widmete sich die Münsterische Zeitung mit einem ausgiebigen Bericht dem Thema „Trabrennsport“ und den Aufgaben des ZVT. Die Hauptaufgabe bestand darin den Trabrennsport zu überwachen und zu fördern. Mein jetziger Arbeitgeber war also der Laden, dem später auch die Überwachung meiner Tätigkeit als Geschäftsführer beim Rennverein Drensteinfurt oblag. Seltsame Zufälle, die sowieso im meinem ganzen Leben abspielten. Eine der Aufgaben des ZVT bestand darin, dass man in Münster darüber wachte, dass die Trabrennen Ordnung strikt eingehalten wird. Das beinhaltete auch, dass man die Rennvereine im Westen und Norden von Deutschland zu überwachen hatte . Damals waren es acht Rennvereine,, fünf Besitzer Vereine und zwei Trainervereine. Der Zentralverband für Traber-Zucht und Rennen e.V. war die regionale Aufsichtsbehörde in den Bundesländern NRW, Bremen, Hamburg, Niedersachsen und Schleswig Holstein hatte damals 200 Berufs- und 400 Amateurtrabrennfahrer , darunter 45 Damen zu betreuen und zu überwachen. In der Lehre befanden sich 30 Azubis, auch damals wollten schon einige junge Damen den Beruf „Trabrennfahrerin“ ergreifen. Die Faszination Trabrennsport groß in Mode 1974 war jeder Tag ein Traber-Tag. zu dieser Zeit gab es im Bereich des ZVT noch 2.500 Traber Besitzer und 9.000 Trabrennpferde. Die Stadt Münster wurde durch den international bekannten Traber Züchter Ernst Heitmann zusätzlich was den Trabrennsport betraf, in den Vordergrund gerückt. Sein Vorzeige-Zuchtprodukt war die Traber Stute „Violine“ die mehrfach als Trabrennpferd des Jahres ausgezeichnet wurde. Die Stute gewann 1969 das Deutsche Traber-Derby in der Kilometerdurchschnittszeit von 1.23,4 mit drei Längen Vorsprung vor Mainzelmann und Big Pride.

Mein Arbeitgeber finanzierte sich ausschließlich aus dem Trabrennsport. Neben Einnahmen durch die Erteilung von Fahrer- und Trainerlizenzen und einigen anderen Einnahmen, war die entscheidende Einnahme-Quelle von der Zocker Laune der großen Schar der Traber Gemeinde abhängig. Der ZVT kassierte Prozentual von den Wettumsätzen, die bei den Rennen der einzelnen Rennvereine umgesetzt wurden. Dabei war völlig egal, ob es Wettumsätze waren, die direkt auf der Rennbahn getätigt wurden oder von den Wettannahmestellen kamen.

Der Trabrennsport boomte und war Volkssport Nr. 1 in Deutschland. Da musste auch König Fußball sich mit Platz zwei begnügen.

Pferderennsport wurde zum Volkssport Nummer 1 in Deutschland deshalb, weil es alleine im ZVT Bereich Nord/West jährlich 403 Trabrennen Tage gab. Es lässt sich auf einen Blick erkennen, das es jeden Tag den Gott erschaffen hat, Trabrennen in Deutschland gab. Mehr konnte dieser Sport überhaupt nicht strahlen. Im Bereich des ZVT wurden 4703 Trabrennen gelaufen. Die Traber Besitzer konnten sich auf 20 Millionen DM an Rennpreisen freuen. Jeder Tag war ein Traber-Tag. In der Bundesrepublik Deutschland wurden im Jahr 1974 insgesamt 684 Renntage durchgeführt. Die Besucher konnten sich dabei 7464 Rennen anschauen .

Bei ausgeschütteten Rennpreisen von 33. 441.420 DM kamen die Besitzer, Trainer, Fahrer und Züchter voll auf ihre Kosten und mein Arbeitgeber auch, denn er war mit jeder Mark Wettumsatz immer mittendrin dabei.

Die aktuellen Zahlen im Jahr 1974 in der Bundesrepublik im Überblick:

Traber-Renntage 684

Gelaufene Trabrennen 7464

Rennpreise 33.441.420

Züchter Prämien 3.441.420

Anzahl der Züchter 1.313

Wettumsätze 236.083.228 DM


Die Situation war einfach großartig


Traber Pferde 14.225

Zuchtstuten 3.260

Deckhengste 235


Gestartete Pferde 4.462


Stuten Bedeckungen 3.260

Eingetragene Fohlen 1.912


Wenn wir die gerade gelesenen Zahlen mit der heutigen Situation im Trabrennsport vergleichen, dann muss man tatsächlich darüber nachdenken, ob der Trabrennsport dabei ist, sich abzuschaffen.

Dann kam mir wieder ein Zufall zur Hilfe.

Es kam wie bei mir üblich durch einen Zufall so, dass ich 1982 von heute auf morgen auf der Rennbahn in Drensteinfurt zum Rennkommentator wurde. Ich hatte in einem Zusammentreffen mit dem damaligen Geschäftsführer Gregor Dolle nur kurz erwähnt, dass ich gerne mal Rennen kommentieren würde.

Er ist nicht gelogen und auch kein Scherz. In meinem Briefkasten fand ich Freitags, zwei Tage später waren die Rennen, einen Brief vom RV Drensteinfurt.

Ich freue mich Sie als Rennkommentator am Sonntag begrüßen zu können. Nichts dabei , keine Infos kein Programm nichts.

Ihr Honorar beträgt 75 DM.

MFG Gregor Dolle , Geschäftsführer




Meine ganz kuriose Geschichte von

Harry und Bürgermeister Wöller in Drensteinfurt von 1991

Herbert Lange


Meine ganz kuriose Geschichte von Harry und Bürgermeister Wöller in Drensteinfurt von 1991

In gut einem Vierteljahrhundert von 1982 bis 2006 als Geschäftsführer und Organisator der Pferderennen im Münsterländischen Drensteinfurt, habe ich natürlich unendlich viel erlebt und könnte Geschichten am laufenden Band erzählen.

Eine Abhandlung mit dem Titel : „Ein halbes Leben mit Herz +Hand + Verstand für den Pferderennsport“ ist inzwischen fertig gestellt.

Ich bin dem Aufruf der Sportwelt 2011 eine besondere Rennbahn - Begebenheit zu schildern gerne gefolgt und habe die Geschichte von Harry und auch Bürgermeister Wöller erzählt.

Die Geschichte spielte sich im Jahr 1991 auf der Rennbahn in Drensteinfurt ab. Der Rennverein Drensteinfurt e.V. feierte am Sonntag den 4. August 1991 sein 80. jähriges Vereinsjubiläum.


Zu diesem Zeitpunkt standen neben 9 Trabrennen auch jeweils noch 3 Galopprennen sowie 1 Pony Rennen auf der Tageskarte.

Im Galopprennsport so bekannte Namen wie Heinrich Klein aus Saarwellingen , die Familie Heinz und Ingrid Schoofs aus Oberhausen und auch die Familie Sprengel aus Warendorf sowie Horst Dieter Beyer (HODIBE) waren ebenso traditionelle Gäste mit ihren Rennpferden auf der Rennbahn in Drensteinfurt wie viele andere auch.

Bekannte Namen wie Engelhard Spiegel und Beate Pricken (beide heute noch in Funktion) zählten zum Team der Galopper-Rennleitung.

Selbst der 20 Jahre später Danedream Prix de Arc de Triomphe Sieger von 2011 „Andrasch Starke“ war in Drensteinfurt zu Gast als seinen Namen noch niemand kannte. 1989 stieg er in allen 3 Rennen des Tages in Sattel und kehrte jeweils unplatziert in den Absattelring zurück. An diesem Jubiläums-Sonntag 1991 war auch im Galopprennen die 5jährige Halbblut Stute „Simone“ am Start. Die Stute war im Besitz von Rennbahn-Moderator Daniel Delius und hatte ein Jahr zuvor für den Besitzer auf der Rennbahn in Drensteinfurt sein erstes Rennen der Klasse A gewonnen. Im Sattel saß vor 21 Jahren die damalige Amateur Champion-esse „Regina Molenda“. Trainer der Halbblut-Stute war Uwe Stoltefuss im benachbarten Dortmund . Die Geschichte die ich aber eigentlich erzählen wollte, dreht sich um „Harry“ und „Wolfgang Wöller“.

Beide Namen sind bekannt durch zwei TV Serien. Die eine Serie ist aktuell und heißt „Um Himmels Willen“ und dreht sich um Bürgermeister Wöller. Die andere Serie ist um die ganze Welt gegangen und heißt „ Derrick“ die heute noch auf bestimmten TV Kanälen angeboten werden.

Der TV Held ist natürlich Fritz Wepper, der gerade 80 Jahre und kürzlich sogar noch einmal Vater geworden ist.


Zum 70. Geburtstag des Rennverein Drensteinfurt war der TV Star , der auch die Amateurtrabrennfahrer-Lizenz besaß , unser Star-Gast auf der Rennbahn in Drensteinfurt. Natürlich wollte ich ihm mehrere Sulky- Fahrten organisieren. Es war aber nicht so einfach einen passionierten Trabrennfahrer, der sich auf den Renntag in Drensteinfurt gefreut hat, davon abzuhalten , selber zu fahren und die Fahrt an Fritz Wepper abzutreten. Schließlich ließ sich Manni Walter breit schlagen, eine Fahrt abzutreten. Fritz konnte im Hauptereignis „ dem „ Großen Preis der Stadt Drensteinfurt“ dabei sein. Im mit 8.000 DM recht üppig dotierten Hauptereignis saß er im Sulky von „ Consul „. Eine Fahrt für unseren Stargast, das war doch ein wenig mager. So setzte ich meine Suche unter den Besitzern und Fahrern, allerdings zunächst ohne Erfolg fort. Dann fiel mir noch ein Mann ein, der immer Gast in Drensteinfurt war und der sicherlich auch bereit wäre, Fritz Wepper eine Fahrt zu organisieren. Der Obst und Gemüsehändler und passionierte Traber Besitzer „ Johann Slepicki „ war zumindest eine Anfrage wert. Ich rief ihn an und ohne zu zögern sagte er mir zu. Ich werde sehen was ich tun kann. Und ich melde mich dann am Tag der Starter Angabe bei Ihnen.

Der Name Slepicki und sein „Stall Flamme“ war auf der Rennbahn Drensteinfurt sehr wohl ein Begriff, denn sein Traber mit dem Namen „Meilenstein“ war auf der Graspiste in Drensteinfurt bei fünf Starts nie geschlagen worden und anvisierte zum erfolgreichsten Traber in Drensteinfurt.

Zehn Tage vor dem 4. August 1991 war es dann soweit, der Tag der Starterangabe war gekommen. Die Pferde für die 9 Trabrennen wurden telefonisch bei mir zu Hause angemeldet. Das Telefon stand nicht still . Schon ganz früh morgens klingelte es und Johann Slepicki war am anderen Ende der Leitung. Guten morgen Herr Lange, ich möchte Starterangabe machen. Im Rennen bis 10.000 DM Gewinnsumme habe ich „Derrick“ . Besitzer bin ich und der Hengst hat 8.100 DM Gewinnsumme und den kann dann Fritz Wepper fahren. Mehr habe ich dieses Jahr nicht. Wenn sie Rückfragen haben, meine Telefonnummer haben sie ja. Ich hoffe ich konnte ihnen helfen. Genau dieses waren seine Worte. Es war eine Starterangabe wie jedes Jahr , allerdings dieses mal mit einem aussergwöhnlichen Scherz versehen.

So scherzhaft kannte ich den Obst und Gemüsehändler aus Rheinberg überhaupt nicht. Ich war perplex und schnappte mir sofort den Rennkalender und schaute im Verzeichnis der Pferde nach, ob es vielleicht doch kein Scherz war. Ich traute meinen Augen nicht, tatsächlich „ Derrick“ . Eingetragen ist ein 4 jähriger Hengst mit einer Abstammung von Patrizier – Drominika. Lebensgewinnsumme 8.100 DM. Im Jahr 1990 hatte der Hengst 15 Starts war viermal im Geld und hatte 1250 Euro verdient 1991 war er 13 mal gelaufen und nur zweimal im Geld mit 1.000 DM Gewinn.

Das war im Prinzip alles völlig unwichtig, auch dass der Vater von Derrick „Patrizier“ Derbysieger war.

Der Renntag hatte zusätzlichen Werbeaufhänger der Güteklasse „ Tripple A „ . Fritz Wepper im Sulky von Traber Hengst „Derrick “ das könnte ein schöner Aprilscherz im August sein. Es war Wirklichkeit und die Freude auf den Jubiläums- Renntag war groß.

Es wurde natürlich ein Renntag mit einem ganz besonderen Höhepunkt und natürlich wurde die Derrick-Melodie gespielt, bevor dann die beiden Hauptdarsteller der TV-Serie Harry und Derrick dem Publikum bei der Parade vorgestellt wurde.

Fritz Wepper konnte sich an diesem Tag leider nicht in die Medaillenränge fahren . Einige Besucher haben beim Interview gepfiffen und denen hat der Fritz dann ganz freundlich einen Rat erteilt : Wenn sie meinen sie könnten pfeifen dann setzen sie sich doch mal selber in den Sulky und fahren hier ein Rennen. Dafür gab es dann jede Menge Beifall von den vielen Besuchern. Die Rennbahn war natürlich rappel voll . Es war ein rundherum gelungener Renntag unter dem Motto: „Trab-Galopp-und Pony ! Drensteinfurt ist mein Hobby ! Ich habe dann später zusammen mit ihm noch die Tombola-Preise ausgelost. Der Hauptgewinner konnte sich über eine 14 tätige Ibiza-Reise im Wert von 2.500 DM freuen.

Fritz Wepper hat das Pferd „ Derrick“ vom Besitzer Johann Slepicki erworben und bei Siggi Huber in Recklinghausen in Training gegeben. Was aus Derrick dann weiter passiert ist weiß ich leider nicht.

Für mich und für alle Beteiligten war es natürlich eine Geschichte, von der man nur träumen kann und genau das tue ich heute hin und wieder noch.

Der Jubiläums-Renntag brachte übrigens auch noch einen neuen Rennbahn-Wettumsatz Rekord von 256.000 DM und das auf einer sogenannten C-Bahn. Zu heutiger Zeit sind das 128.000 Euro Rennbahn-Umsatz. Davon träumen heute auch A-Rennbahnen.


Share by: