Ehemalige Galopprennbahnen
Christian Hausmann
In dieser Kategorie möchten wir Geschichten über Galopprennbahnen sammeln die leider nicht mehr im Rennkalender auftauchen, damit sie nicht in Vergessenheit geraten.
Boxberg Erinnerungen
Jochen Möller
Leider gibt es den Boxberg als Rennbahn auch nicht mehr.
1973 war ich von Weimar aus zum Mai-Renntag das allererste Mal auf einer Rennbahn.
Mit Montreal und Managola hatten wir zwei Starter auf dem schönen Boxberg. Für mich war alles sehr beeindruckend und ich fand es wundervoll. Auch wenn unsere Pferde nur unter „ferner liefen“ notiert wurden.
Damals konnte ich mir noch nicht vorstellen, dass ich hier einmal in Flachrennen sowieso und dann sogar mehrmals in Hindernisrennen starten würde.
Sogar im Großen Gothaer Jagdrennen war ich mal mit Gamander Zweiter zu dem guten Arios. Und an dem selben Tag habe ich mit Tänzerin das Hürdenrennen gewonnen.
Aber es gab auch weniger Erfreuliches.
Ein andermal hatte ich Kasyr im Großen Jagdrennen zu reiten. Favoriten waren Odomant oder Zastro, die ewigen Rivalen in den großen Jagdrennen. Ich wäre immer dritter geworden. Aber leider nahmen mich zwei Reiter vor dem letzten Sprung in die Zange, so dass Kasyr gestört wurde. Als Folge griff er sich mit einem Hinderbein beim Landen vorne links in die Sehne. Ich habe ihn sofort angehalten.
Trotzdem bin ich immer sehr gerne, auch dann von Hoppegarten aus, auf den Boxberg gefahren.
Traurig, dass hier keine Rennen mehr veranstaltet werden. Mit ein Grund ist Uneinigkeit im Rennverein gewesen.
David gegen Goliath
Nadine Schmidt
Etwas wehmütig schreibe ich meine schönsten Erinnerungen von der Rennbahn Frankfurt nieder, da ich diese Bahn sehr mochte und immer noch vermisse.
Nach Frankfurt bin ich einfach gern gefahren. Es herrschte immer eine gute Stimmung und die Atmosphäre war einfach toll.
Bei den Bänken neben dem Absattelring unter den großen Bäumen hat man immer bekannte Gesichter getroffen und gute Gespräche geführt. Auch im Sommer war es durch den Schatten der Bäume einfach herrlich dort Zeit zu verbringen.
Man hat sich nicht nur als Reiter, sondern später auch als Besitzer einfach willkommen gefühlt.
Auf der Terrasse gab es einen Bereich, indem jeder Aktive, egal ob Besitzer oder Stallpersonal, umsonst beköstigt wurden.
Leider bleibt uns nur noch die Erinnerung und nun zu meiner Geschichte:
Als mich Christof Schleppi anrief, ob ich seinen Treasureboy in Frankfurt reiten möchte, habe ich mich sehr gefreut und auch direkt zugesagt.
Meine Schwester und ich reisten sogar einen Tag vorher an,um einen schönen Tag in Frankfurt zu verbringen.
Im Führring erklärte Christof mir, dass Treasureboy ein etwas eigensinniger Kandidat war, der nicht gut aus der Maschine abspringt. Als ich Treasureboy dann sah,war ich hin und weg. Er war ein wunderschöner, großrahmiger Wallach und sein tiefschwarzes Fell glänzte wie eine Speckschwarte in der Sonne.
Treasureboy rückte als Letzter in die Startbox, da er nicht zu lange drin stehen durfte, weil er dann einfach halt auch stehen bleibt anstatt abzuspringen.
Die Boxentüren öffneten sich und Treasureboy sprang mal wieder hinter dem Feld ab. Da ich das aber wusste, galt es die Nerven zu behalten und Ausgangs der letzten Kurve machten wir uns auf den Weg die Gegner einzusammeln.
Ich bin mir plötzlich vorgekommen, als ob Treasureboy Flügel bekam und die Zielgerade in Frankfurt war bekanntlich sehr lang.
Von außen sammelten wir Gegner für Gegner ein und gewannen leicht mit 2-3 Längen.
Nach dem Auswiegen habe ich meinen Sattel zu Kalli dem Jockeydiener gebracht der mir noch mit den Worten: „Gut gemacht Mädchen“ gratulierte.
Im selben Moment stürmten zwei Jockeys auf mich zu und wollten mich zur Minna machen. Was mir einfällt so zu reiten. Ein Jockey hatte auf dem Favoriten in meinem Rennen gesessen und bekanntlich ja nicht gewonnen.
Ich war mir absolut keiner Schuld bewusst, da ich ja aus der äußersten Startbox hinter dem Feld abgesprungen bin und in äußerster Spur jeden überholt hab.
Bevor ich groß darüber nachdenken konnte wurde ich zur Rennleitung reingerufen.
„Ok, dann muss ich ja offensichtlich was falsch gemacht haben“ dachte ich mir und ging in das Zimmer der Rennleitung.
„Frau Gratz, wir wollen ihnen für den guten Ritt und den schönen Sieg gratulieren! Sie haben gar nicht die Peitsche eingesetzt und sind nur mit den Händen vorwärts geritten. Das hat uns sehr gut gefallen!“
Ich glaube, den Stein von meinem Herzen konnte man draußen noch fallen hören.
Erhobenen Hauptes ging ich in die Kabine zurück und sagte zu den Jockeys dass die Rennleitung ganz anderer Meinung ist.
Es ist wirklich schwierig sich als Frau in einem Sport zu behaupten der von Männern dominiert wird.
Noch schwieriger war es,wenn man das „nur“ als Amateur gemacht hat. Obwohl ich auch meine 5 Lot in dem täglichen Training geritten habe und noch jeden Tag laufen gegangen bin um genug Komdition zu haben.
Die meisten meiner Siege habe ich in Jockeyrennen gewonnen. Irgendwann wurde man dann auch akzeptiert.
Ich finde jeder Aktive in diesem Sport ist mit Leib und Seele und ganzem Herzen dabei. Egal ob Profi oder Amateur. Auch die Profis brauchen unsere Besitzertrainer-Pferde um zu überleben. Umso trauriger war es für jeden Aktiven diese tolle Bahn zu verlieren.
Aber durch solche Erinnerungen wird sie niemals in Vergessenheit geraten.
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